Foto: Adobestock_Robert Kneschke

Duales Studium

Theorie und Praxis

 

Mehrere Abschlüsse in kürzerer Zeit, ein Gehalt und gute Übernahmechancen machen das duale Studium attraktiv

 

Bald das Abi in der Tasche und noch keine Idee, wie es weitergehen soll? Viele schlagen sich mit der Frage herum, ob sie sich an einer Universität oder einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) einschreiben oder doch lieber eine handfeste betriebliche Ausbildung anstreben sollen. Manche wiederum würden gerne studieren, wissen aber nicht, wie sie das finanzieren können. Andererseits hätte man als Azubi endlich mehr Geld in der Tasche und könnte sich schöne Dinge leisten. Für alle Unentschlossenen gibt es eine gute Nachricht: Es geht beides, Studium und betriebliche Ausbildung gleichzeitig.

 

EINE AUSBILDUNG, DIE VOLLEN EINSATZ ERFORDERT

Duale Studiengänge, auch Verbundstudiengänge genannt, führen nach einer relativ kurzen Gesamtausbildungsdauer von durchschnittlich viereinhalb Jahren zu einem abgeschlossenen Ausbildungsberuf und dem Bachelorabschluss einer HAW. Zugegeben, beide Abschlüsse in so kurzer Zeit zu erreichen, ist ein ehrgeiziges Ziel. Deshalb betont die Industrie- und Handelskammer (IHK) Regensburg: „Das duale Studium ist für besonders Leistungsmotivierte gedacht. Es ist keine Ausbildung in Leichtbauweise, sondern fordert von den Teilnehmern vollen Einsatz – sowohl im Bereich der Facharbeiterqualifikation als auch beim Bachelorstudiengang.“

 

GERINGERE EINARBEITUNGSZEIT UND NEUE IMPULSE

Doch wer die Mühen auf sich nimmt, wird belohnt. Zwar leistet man auch in den Semesterferien Arbeitsstunden im Betrieb ab, dafür ist man als Student finanziell abgesichert und kann das theoretische Hochschulwissen im Unternehmen gleich praktisch umsetzen. Zudem ist die Gesamtausbildungszeit im Vergleich zur Standardvariante – erst Ausbildung, dann Studium – deutlich kürzer. Laut IHK Regensburg haben Absolventen eines dualen Studiums hervorragende Job- und Karrierechancen. Dementsprechend hoch sind die Übernahmequoten der Azubis nach dem dualen Studium. Das wiederum überrascht nicht, hat doch ein duales Studium auch für den Ausbildungsbetrieb viele Vorteile: Die Nachwuchskräfte werden während des Studiums nicht nur auf die Praxis vorbereitet, sie benötigen hinterher sogar deutlich weniger Einarbeitungszeit im Betrieb als „gewöhnliche“ Studenten. Viele Unternehmen finden auch die Impulse und Ideen sehr erfrischend, die ihre Azubis nach den Semestern regelmäßig aus den Vorlesungen und Seminaren von der Hochschule mitbringen. Ein duales Studium gibt es vor allem im kaufmännischen und technischen Bereich, teilweise auch im Sozialbereich. Möglich sind zum Beispiel folgende Fächer: Ingenieurswissenschaften Wirtschaftswissenschaften Naturwissenschaften/Informatik Agrar- und Forstwissenschaften Sozial- und Gesundheitswesen Das Studium in diesen Bereichen führt zu den Hochschulabschlüssen der Fachrichtungen Bau, Betriebswirtschaft, Elektrotechnik, Informatik, Wirtschaftsinformatik, Mechatronik, Mikrosystemtechnik oder Umwelt- und Verfahrenstechnik. Das Angebot von insgesamt rund 130 Studiengängen in Deutschland bislang wächst jährlich, denn duale Studiengänge bewähren sich. In Bayern bieten inzwischen 17 staatliche und zwei kirchliche Hochschulen über 200 duale Studienangebote an, über 1300 Unternehmenspartner kooperieren mit ihnen. In welchen Berufen duales Studieren möglich ist, erfährt man zum Beispiel bei der IHK Regensburg.

 

MOGLICHST VIEL PRAXIS IN KURZER ZEIT

Eine Variante des dualen Studiums in Bayern ist das sogenannte Studium mit vertiefter Praxis (SmvP) – auch praxisintegriertes Studium genannt. Hier absolvierst du ein normales Bachelorstudium ohne Berufsausbildung an einer Hochschule und erhältst „nur“ einen Bachelorabschluss. Allerdings ist das Studium wie beim Verbundstudium mit intensiven Praxisphasen in einem Unternehmen, zum Beispiel während den vorlesungsfreien Zeiten, verknüpft. Das Ganze dauert dreieinhalb Jahre und endet mit einer Bachelorarbeit. Dein Vorteil: Neben dem Abschluss verlässt du die Hochschule nach relativ kurzer Zeit mit viel praktischer Erfahrung, was wiederum optimale Karrierechancen bedeutet. Außerdem verdienst du in den Praxisphasen dein eigenes Geld und bist nicht auf einen anderen Nebenjob angewiesen. Um ein SmvP zu beginnen, entscheidest du dich als erstes für ein entsprechendes Studienfach. Einen Überblick über mögliche Fächer gibt es beispielsweise auf www.hochschule-dual.de. Bevor du dich allerdings an der Hochschule einschreiben kannst, musst du dich um einen Platz bei einem kooperierenden Unternehmen bewerben.

 

ANDERE LANDER, ANDERE SYSTEME

Gut zu wissen: In einem unserer Nachbarbundesländer ist das duale Studium schon viel weiter verbreitet und als eigenständiges System etabliert. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg mit ihren acht Standorten in Heidenheim, Karlsruhe, Lörrach, Mannheim, Mosbach, Ravensburg, Stuttgart und Villingen-Schwenningen bietet ausschließlich duale Studiengänge an. Das Bachelorstudium dauert im Normalfall drei Jahre, in denen du abwechselnd drei Monate an der Hochschule und drei Monate in einem kooperierenden Unternehmen lernst. Es lohnt sich also allein schon aufgrund der größeren Auswahl, sich deutschlandweit nach Studienangeboten umzusehen; auch wenn das einen Umzug in eine weiter entfernte Stadt bedeutet – oftmals ist zumindest eine Zusammenarbeit mit einem bayerischen Unternehmen möglich.