BU: Bestatter Christian Handl zählt seine Arbeitsstunden nie. Foto: Büttner

„Dankbarkeit ist das Beste“

Bestatter Christian Handl will das Berufsbild von alten Vorstellungen befreien.

Christian Handl ist der jüngste Bestattermeister der Region und Geschäftsführer von Abschied – Fachinstitut für Bestattungen GmbH in Neutraubling. Im Interview erzählt er, wie er seine Berufswahl getroffen hat und wie der Job sein Leben beeinflusst.

 

Herr Handl, warum haben Sie Ihren Beruf gewählt?

Weil ich gerne jeden Tag mit unterschiedlichen Menschen zu tun haben und niemals jeden Tag das gleiche machen möchte. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung, jeder Trauerfall ist anders, jeder Angehörige mit seinen Vorstellungen und Wünschen individuell. Das macht unsere Berufung so interessant und vielseitig.

 

Wie lange ist ihr Arbeitstag?

Einen typischen Arbeitstag gibt es bei uns eher nicht. Da ich Geschäftsführer bin, aber auch zu den Trauerfällen mitfahre, können die Tage durchaus lange werden. Regelmäßig werden es zwischen neun und zwölf Stunden pro Tag, bei einer Sechs-Tage-Woche. Gezählt habe ich die Stunden noch nie – das wäre die falsche Auffassung dieser Aufgabe.

 

Was ist das Beste in Ihrem Beruf?

Ganz klar, die Dankbarkeit! Angehörige sind für die von uns erbrachte Hilfe unglaublich dankbar und das wird einem auch gezeigt. Nicht nur unmittelbar nach der Beisetzung, sondern auch noch Jahre später wenn man sich beim Einkaufen trifft. Neben den Berufen in der Pflege oder im Gesundheitswesen gibt es wohl keinen anderen Beruf, in dem einem von den Menschen so viel zurückgegeben wird wie in unserem.

 

Wo liegen die Nachteile?

Bei uns ist nichts planbar. Private Aktivitäten und die Familie müssen oft hinten anstehen – die Angehörigen benötigen ja oft sofort unsere Hilfe. Ob mit Freunden im Kino oder beim Weihnachtsessen: Wenn ein Einsatz dazwischenkommt, muss alles warten. Familie und Freunde können inzwischen jedoch sehr gut damit umgehen – es ist normal geworden.

 

Wünschen Sie sich manchmal, dass Ihr Beruf mehr anerkannt wird?

Viele haben noch das Bild des alten grauhaarigen Bestatters im Kopf, der mit einer Schaufel nachts am Friedhof ein Grab schaufelt. Abgesehen davon, dass dies heutzutage meistens mit speziellen Grabbaggern geschieht, ist das nur ein Bruchteil von unserem Betätigungsfeld. Viel mehr verstehen wir uns als Berater – und manchmal auch als Event-Manager, wenn wir eine Trauerfeier in einem edlen Gartenzelt organisieren dürfen oder wenn gleich nach der Trauerfeier ein Essen im Bestattungshaus stattfinden soll.

 

Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich bei der Berufswahl raten?

Mache es! Der Beruf des Bestatters ist so vielseitig, abwechslungsreich und dankbar – und kein bisschen staubig, ekelig, oder gruselig, wie viele denken! (by)